Ohrenschmerzen bei Kindern und Erwachsenen

Im Herbst und Winter treten Ohrenschmerzen am häufigsten auf. Betroffen sind besonders Kinder zwischen 6 Monaten und 6 Jahren. Auch im Erwachsenenalter treten oft noch Ohrenschmerzen auf.

In meine Praxis kommen Eltern mit Kindern, die akute Ohrenschmerzen haben oder häufige Infekte führen zu Ohrenschmerzen oder Hörproblemen und es steht evtl. eine Operation im Raum.
Einige Kinder haben schon Antibiotika bekommen, manchmal mehrfach.
Dann wünschen sich die Eltern eine alternative Behandlungsmöglichkeit.

Eine homöopathische Behandlung kann hier eine gute Möglichkeit sein, das Abwehrsystem zu unterstützen und die Dauerschleife der Erkrankungen zu unterbrechen.

Wie kommt es zu Ohrenschmerzen?

Häufig treten Ohrenschmerzen im Rahmen einer Erkältung auf. Typisch dafür ist das Winterhalbjahr, in dem man sich üblicherweise die meisten Infekte einfängt.
Ursache sind dann in der Regel Viren und Bakterien. Es beginnt oft mit einem Schnupfen und gerne treten die Ohrenschmerzen dann oft plötzlich abends oder nachts auf und können sehr heftig sein.

Der Tubenkatarrh

Durch das Eindringen der Erreger bei einem Schnupfen schwellen die Schleimhäute in der Nase, im Nasenrachenraum und der Eustachi’schen Röhre (Ohrtrompete, Tuba auditiva) entzündlich an und sondern vermehrt Flüssigkeit ab. Durch diese Schwellung verengt und verschließt sich schließlich die Ohrtrompete auf einer Seite. Damit ist auch der Belüftungsweg zum luftgefüllten Mittelohr, in dem die Gehörknöchelchen liegen, versperrt. Der Druckausgleich zwischen der Luft im Mittelohr und der Außenluft kann nicht mehr stattfinden und es entsteht ein Unterdruck im Mittelohr.
Es kommt zu Symptomen wie Druck auf dem Ohr oder dem Gefühl eines verstopften Ohres und man hört oft auch schlechter. Zu diesen Symptomen kann es auch ohne Schnupfen kommen, wenn eine Rachenmandelvergrößerung vorliegt.

Die Rachenmandelvergößerung

Viele Kinder haben eine vergrößerte Rachenmandel oder Rachenmandelwucherung (medizinisch: Adenoide).
Den Eltern fällt auf, dass das Kind immer wieder Schnupfen und Husten hat, schlechter hört, tagsüber mit offenem Mund atmet oder nachts schnarcht und evtl. kleine Atemaussetzer hat.
Viele kennen das als „Polypen“, es hat aber mit echten Polypen nichts zu tun.

Die Rachenmandel liegt am Dach des Nasenrachenraums und gehört zu den Organen der Immunabwehr.
Bei einer Erkältung schwillt die Rachenmandel an und verschließt die Öffnung der Eustachi’schen Röhre. Es entwickelt sich ein Tubenkatarrh, evtl. sogar eine Mittelohrentzündung (Otitis media).

Ungefähr ab dem 10./11. Lebensjahr beginnt die Rachenmandel sich natürlicherweise zurück zu bilden. Das Immunsystem der Kinder ist dann schon gut ausgebildet und die Beschwerden lassen häufig von alleine nach.

Kinder sind weitaus häufiger betroffen als Erwachsene.
Das liegt daran, dass bei kleinen Kindern die Eustachi’sche Röhre noch nahezu waagerecht zwischen Rachenraum und Mittelohr liegt und sie ist auch deutlich kürzer, als bei Erwachsenen. So können Erreger leichter vom Nasenrachenraum über die Tube ins Mittelohr aufsteigen. Es kommt schnell zu Schmerzen, Druckgefühl oder einer Hörverschlechterung. Manchmal kann sich daraus auch eine Mittelohrentzündung entwickeln. Wichtig zu wissen ist, dass nicht jeder Ohrenschmerz gleich eine Mittelohrentzündung sein muss.
Wenn Fieber dazu kommt, ist es wahrscheinlich eine akute Mittelohrentzündung.

Die akute Mittelohrentzündung (akute Otitis media)

Ursache sind in der Regel Bakterien oder Viren und die oben genannten Belüftungsstörungen der Eustachi’schen Röhre (Ohrtrompete). Es kommt zur Entzündung der Schleimhaut bis hin zur Eiterbildung im Mittelohr mit Fieber.
Da auch hier die Ohrtrompete durch die Schwellung der Schleimhäute verschlossen ist, kann das eitrige Sekret nicht abfließen, sammelt sich in der Mittelohrhöhle an und führt zu Druckgefühl und Schmerzen. Manchmal sammelt sich soviel Sekret an, dass das Trommelfell reißt. Der Eiter (manchmal auch etwas Blut) platzt sozusagen aus dem Mittelohr heraus und fließt in den äußeren Gehörgang. Dann hören die Schmerzen sofort auf und das Trommelfell heilt in der Regel ohne Folgen für die Hörfähigkeit wieder aus. Kommt es öfter zu solchen Trommelfellrissen, besteht die Gefahr einer Vernarbung des Trommelfells. Dadurch können später evtl. Hörschwierigkeiten auftreten.
Eine akute Mittelohrentzündung sollte in der Regel nach 2-3 Tagen wieder abgeklungen sein.

Symptome der akuten Otitis media

  • Fieber, begleitend kann es Schnupfen oder Halsschmerzen geben.
  • weiterhin allgemeine Schlappheit, wenig Appetit oder Durst.
  • Kinder haben oft keine Lust zu spielen. Sie weinen vor Schmerzen, sind evtl. gereizt oder mit nichts zufrieden zu stellen.
  • Kleinkinder klagen oft über Bauch- oder Kopfschmerzen, da sie im allgemeinen Schmerzen noch nicht genau verorten können.
  • Manche Kinder greifen sich an das betroffene Ohr oder reiben daran, oder sie legen sich im Bett vorwiegend auf die erkrankte Seite. Sie werden nachts immer wieder wach durch die Schmerzen und weinen.

Säuglingsotitis

Auch Säuglinge können eine Mittelohrentzündung haben. Sie kann auch ohne Fieber auftreten. Eltern sollten hier sehr aufmerksam sein und bei den untenstehenden Symptomen eine/n Ärztin/Arzt aufsuchen. Die Babys weinen oder schreien viel, sind unruhig und lassen sich auch durch Herumtragen oder Stillen/Füttern nicht beruhigen.

Der Paukenerguss

Wenn der akute Schnupfen oder die akute Mittelohrentzündung abgeklungen ist, bleibt in der Regel noch ein sogenannter Mittelohr- oder Paukenerguss (wässrige oder schleimige, zähe Flüssigkeit im Mittelohr) übrig. Er bildet sich üblicherweise in einem Zeitraum von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen zurück.
Bei Kindern, die häufig Infekte haben, kann es jedoch sein, dass schon wieder die nächste Erkältung begonnen hat, bevor der Paukenerguss sich komplett zurück gebildet hat.
Von einem chronischen Paukenerguss spricht man dann, wenn er mehr als drei Monate besteht.
Das kann zu dauerhaften Schwierigkeiten beim Hören und deshalb auch beim Erlernen der Sprache und damit verbundenen Schulproblemen führen.
Denn Kinder können meist noch nicht sagen, dass sie nicht gut hören. Eltern erkennen es beispielsweise daran, dass ihr Kind immer wieder nachfragt, wenn sie etwas zu ihm sagen oder dass es undeutlich spricht.
Das zeigt, wie wichtig eine Behandlung von Ohrenschmerzen oder wiederkehrenden Infekten ist.

Wie können Sie sich bei akuter Otitis media verhalten?

Fieber ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf eingedrungene Erreger und hilft dabei diese zu vernichten. Es muss also nicht sofort gesenkt werden.
Hier gibt es Tipps und Infos zum Umgang mit Fieber.

Die offiziellen Leitlinien empfehlen heute bei einer akuten Mittelohrentzündung als erste Maßnahme Schmerzmittel, die meistens auch fiebersenkend sind.
Dazu empfiehlt man allgemein Bettruhe, Flüssigkeitszufuhr, bei Kindern eine liebevolle Betreuung und ein Abwarten.
Abschwellende Nasentropfen sollten nur kurzfristig eingesetzt werden.
Mittlerweile werden sie seltener empfohlen, da sie kaum Wirkung auf den gesamten Verlauf haben und nur kurzzeitig benutzt werden dürfen, da sie Nebenwirkungen haben.
Die akute Otitis media sollte innerhalb von 2-3 Tagen beendet sein. [1]

Antibiotika sollten bei der akuten Otitis media im Gegensatz zu früheren Empfehlungen nur verschrieben werden wenn,
• starke Schmerzen, anhaltendes Erbrechen und/oder Durchfall, hohes Fieber über mehr als 2-3 Tage bestehen
• Säuglinge unter 6 Monaten erkranken
• Kinder unter 24 Monaten eine beidseitige Otitis media haben
• wenn dauerhaft Eiter aus dem Ohr läuft
• wenn Paukenröhrchen eingesetzt wurden
• wenn bestimmte Risikokrankheiten, Immunsuppression und Komplikationen vorliegen

Es sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden, wenn
• hohes Fieber mehr als 2-3 Tage anhält und hinter dem Ohr Berührungsschmerzen und eine Rötung auftreten
• Säuglinge unter 6 Monaten Fieber haben (selten) oder nicht trinken wollen, ständig schreien und sich nicht beruhigen lassen
• Krampfanfälle auftreten
• bestimmte Risikokrankheiten, Immunsuppression und Komplikationen vorliegen
• dauerhaft Absonderungen aus dem Ohr laufen

Was bringen Paukenröhrchen und die Operation der Rachenmandel bei Kindern?

Wenn die Kinder eine deutliche Hörminderung über einen längeren Zeitraum zeigen, wird häufig ein Schnitt ins Trommelfell gemacht und das Sekret aus dem Mittelohr abgesaugt. Evtl. wird das Legen eines Röhrchens ins Trommelfell empfohlen, damit das Sekret ablaufen kann und das Mittelohr wieder belüftet wird.
Zusätzlich wird dann oft auch die operative Entfernung der vergrößerten Rachenmandel empfohlen, die ambulant in Vollnarkose stattfinden kann.
Durch die Befreiung des Mittelohrs von dem Sekret kann das Kind oft besser hören. Die Entfernung der Rachenmandel soll auch verhindern, dass es bei weiteren Infekten wieder zu Ohrenschmerzen kommt.
Eine möglicherweise allergische Veranlagung oder die häufige Infektneigung, wird durch diese Behandlung nicht beeinflusst.
Eine amerikanische Studie aus der Kinderklinik Pittsburgh einer Arbeitsgruppe um J. Paradise fand dazu heraus, dass im ersten Jahr nach der Operation der Rachenmandel eine Verringerung der Häufigkeit von Ohrenerkrankungen auftritt. Aber sie fanden auch heraus, dass in den Folgejahren dieser Effekt nicht mehr gesehen wird. [2]

Ohrenschmerzen und Homöopathie

Die homöopathische Behandlung kann jederzeit begonnen werden, auch begleitend zu allen anderen z. B. ärztlichen Maßnahmen.
Grundlage jeder homöopatischen Behandlung ist eine gründliche Anamnese (s.u.).
Neben der akuten Behandlung ist das langfristige Ziel meiner Behandlung eine möglicherweise allergische Disposition und/oder auch die Neigung zu den immer wiederkehrenden Infekten zu verringern.
Studien zeigen, dass unter der homöopathischen Behandlung der Otitis media Kinder schneller symptomfrei waren und weniger Rückfälle hatten. [3] [4]

Anamnese

Bei der homöopathischen Anamnese achte ich besonders auf die speziellen Symptome der Krankheit, die bei jedem Menschen anders sein können.
Ich frage z. B. welche Seite betroffen ist, was genau der Auslöser für den Infekt war, wie z. B. Kälte, Nässe, Wind etc., ob Wärme gut tut oder nicht.
Gab es schon häufiger Infekte oder Ohrenschmerzen? Gibt es Hörschwierigkeiten? Welche begleitenden Symptome treten noch auf, wie Ausfluss aus dem Ohr, Fieber, Husten, Hals- oder Schluckschmerzen, Schlaf, Schwitzen, Schwäche, Durst oder Durstlosigkeit und Appetit oder Appetitmangel.
Daraus entwickelt sich ein Bild des persönlichen Gesamtzustandes als Basis für die Verordnung eines homöopathischen Mittels.

Bei Kindern ist es zusätzlich wichtig zu wissen, wie sich das Kind in der Krankheit verhält. Das ist oft sehr unterschiedlich und gibt mir spezifische Hinweise für die Auswahl des homöopathischen Mittels.
Manche Kinder sind beispielsweise weinerlich, anhänglich, ruhig, möchten im Bett liegen oder getragen werden, vllt. wollen sie nichts trinken oder essen oder nur ganz spezielle Sachen, haben kalte oder heiße Füße, spielen trotz Krankheit und sind aktiv, vielleicht sind sie aber auch sehr gequält durch die Schmerzen, weinen viel und laut, sind schnell gereizt, widerspenstig oder schlecht gelaunt.
Viele weitere Symptome, die ich durch die Beobachtung des Kindes und die Beschreibungen und Angaben der Eltern bekomme, helfen mir dann bei der Verordnung der homöopathischen Arznei.

Neben der Anamnese führe ich eine Untersuchung der Ohren und des Rachens durch.

Homöopathische Mittel bei Ohrenschmerzen

Noch eine kurze Erklärung zu homöopathischen Mitteln, die bei Ohrenschmerzen und Ohrenbeschwerden möglich sind.

Im Internet findet man viele Seiten, die homöopathische Mittel zum Thema Ohrenschmerzen empfehlen. Ich möchte hier bewusst nicht auch noch eine Liste von homöopathischen Mittel aufzählen oder wiederholen.
Mir ist es wichtig eine persönliche Beratung zu geben und mir das Kind anzuschauen, zu untersuchen und mit ihm in Kontakt zu kommen.
Durch die individuellen Symptome, die körperliche Untersuchung und die Informationen, die mir die Eltern geben, kann ich herausfinden, welches Mittel in dem Moment am Besten zu dem jeweiligen Kind und seinen Beschwerden passt.

Wegen der möglichen beschriebenen Komplikationen sollte bei Ohrenschmerzen eine mögliche Verschleppung des Prozesses vermieden werden.
Eine ganzheitliche Behandlung sollte die langfristige Gesundheitsperspektive im Fokus haben. Sie kann häufig erst durch eine tiefer gehende konstitutionelle homöopathische Behandlung beeinflusst werden, die das Kind bei der Entwicklung seiner Selbstheilungskräfte unterstützen soll.

Wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich gerne bei mir 03069001727
oder schreiben Sie mir eine Mail.

Quellen
[1] https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-009.html
Ohrenschmerzen; Stand von 2014
[2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8805013/
1999; Adenoidectomy and Adenotonsillectomy for Recurrent Acute Otitis Media
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8805013/1996; Acute otitis media in children. Comparison between conventional and homeopathic therapy.
[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22226309/
2012; Randomized controlled pilot study to compare Homeopathy and Conventional therapy in Acute Otitis Media

Foto: Titelfoto Clipdealer; Foto Pia Mönch

Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient nur der Information und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit erheben.
Eine Heilpraktiker:in oder eine Ärzt:in sollte bei entsprechenden Beschwerden und vor Einnahme eines Arzneimittels immer aufgesucht werden, Eine fachgerechte ärztliche oder heilpraktische Behandlung soll dieser Artikel keinesfalls ersetzen.
Die Homöopathie ist derzeit keine von der Medizin anerkannte Heilmethode.

Pia Mönch 27.10.2022; aktualisiert 13.02.2023