Das Gänseblümchen (lat. bellis perennis)
Jedes Kind kennt das hübsche Wiesenpflänzchen, das an einem Stiel aus der am Boden liegenden Blattrosette entspringt.
Kinder zupfen gerne die weißen Zungenblüten eine nach der anderen aus und spielen dabei “…liebt mich …liebt mich nicht…. usw.” oder sie versuchen einen Blütenkranz zu basteln, um ihn auf den Kopf zu legen.
Aber wer weiß schon, dass das kleine unscheinbare Blümchen eine großartige Heilpflanze ist?
Sie wurde schon im Mittelalter genutzt, in der Homöopathie spielt sie eine Rolle und wennich die Blättchen und Blütenköpfe aufs Brot lege oder in den Salat mache, sind die meisten Menschen überrascht.
2017 wurde das Gänseblümchen zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Weil es nicht mehr so oft in der Heilkunde angewendet wird, möchte ich hier einen Einblick in seine Heilkräfte geben und dazu beitragen die kleine Pflanze etwas bekannter zu machen.
Namensbedeutung
Bellis bedeutet auf lateinisch hübsch oder schön. So kennen wir es auch unter dem Namen Tausendschönchen.
Perennis (lat. Bedeutung: das Jahr hindurch, beständig) bezieht sich darauf, dass es das ganze Jahr über blüht (außer wenn Schnee liegt) und das ist schon etwas ziemlich Besonderes.
Der deutsche Name Gänseblümchen soll in Bezug auf den Standort der Pflanze auf den Weiden der Gänse entstanden sein (1)
Es gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae/Compositae)
Verwendung in der Pflanzenheilkunde
In der Heilkunde werden die Blätter und Blüten (lat. herba, das getrocknete Kraut) verwendet.
Die Inhaltsstoffe sind u. a. Saponine, Flavonoide, Polyine, Bitter-, Schleimstoffe und Spuren von ätherischem Öl.
Im Mittelalter wurden die Wurzeln und /oder das Kraut bspw. gegen Geschwülste, bei Verletzungen, zur Wundheilung, bei Schwindsucht, Engbrüstigkeit, Husten oder Gicht gebraucht.
So sollte eine Salbe aus Butter mit zerstoßenen Pappelblättern und Gänseblümchen gegen heftige Gliederschmerzen und Gicht helfen (1)
In der Volksheilkunde wird es innerlich und äußerlich als Auflage gegen Verletzungen, Quetschungen, Prellungen, Verstauchungen, Wunden, eiternde Hauterkrankungen z. B. Furunkel und Geschwüre empfohlen (1)
Als Tee wird es auch zur Blutreinigung in Frühjahrskuren, zur Stoffwechselanregung, bei Fieber, und Erkältungskrankheiten genutzt.
Bei Husten wird es zur Förderung des Auswurfs und zur Schleimlösung eingesetzt. Hier kann es in Teemischungen z.B. mit Efeublättern, Huflattich, die ebenfalls auswurffördernd wirken gut kombiniert werden.
Auch rheumatische Erkrankungen mit Gelenk- oder Muskelschmerzen stellen eine Anwendung dar.
Pfarrer Künzle erwähnt seinen Einsatz bei Brustfell- oder Lungenentzündungen (2).
Verwendung in der Homöopathie
Die homöopathische Tinktur wird aus der gesamten Pflanze mit Wurzel hergestellt.
Die hauptsächlichen Anwendungsgebiete liegen bei Verletzungen, Quetschungen, Prellungen, Blutergüssen, eiternden Hauterkrankungen, Muskelschmerzen besonders nach Verletzungen und Überanstrengung mit Zerschlagensheitsgefühl.
Die erste homöopathische Prüfung mit der Tinktur wurde 1856 von Dr. Thomas durchgeführt und ergab:
– Muskelschmerzen und Furunkelbildung (3).
In weiteren Prüfungen zeigten sich unter anderem:
– Zerschlagenheitsgefühl
– Muskel- und Gelenkschmerzen mit Besserung durch Bewegung, Reiben, Massage
– Hautjucken, Furunkel
– Gelbe schmerzlose Durchfälle
– Magenschmerzen mit Übelkeit und Sodbrennen besser durch Zusammenkrümmen und Druck.
– Schmerzen in der Leber-Gallenblasengegend und Halsschmerzen kamen auch vor (3).
Allgemein zeigten sich Abgeschlagenheit und Müdigkeit, aber auch der Drang nach Bewegung und das Gefühl morgens wie gerädert zu erwachen kam vor (3).
In der homöopathischen Literatur wird es nach Operationen der Bauch- und Beckenorgane und nach einem Sturz auf das Steißbein empfohlen (4).
Es ist homöopathisch hauptsächlich vergleichbar in der Anwendung mit Arnika und Rhus-tox.
Das Gänseblümchen ist essbar
Besonders im Frühling – aber auch das ganze Jahr über – können die frischen Blätter und Blüten in einen Salat gegeben werden. Lecker sind sie auch auf einem Brot mit Butter und Kräutersalz gelegt werden.
Das sieht appetitanregend aus und auch Kinder haben ihren Spaß daran.
Vor der Blüte kann man die geschlossenen Knospen wie Kapern zum sauren Einlegen nutzen.
Hinweis
Eine Einnahme des Arzneimittels sollte nur nach Rücksprache mit einem/einer Therapeutin erfolgen.
Die o. g. Anwendungs- und Arzneimittelbeschreibungen sind nicht als Anleitung zur Selbstbehandlung zu verstehen, sondern dienen lediglich der Information.
Quellen
(1) G. Madaus Lehrbuch der biologischen Heilmittel
(2) J. Künzle Das große Kräuterbuch
(3) J. Mezger Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre 11. Auflage
(4) S.R. Phatak Homöopathische Arzneimittellehre 2. Auflage